KAMPFKUNST ALS WEG

Eine gute Kampfkunst-Übender zeichnet sich nicht nur durch seine physischen Techniken aus, sondern auch durch den Umgang mit sich selbst. Ziel ist es neben einem starken Körper auch eine ebenso starke Psyche zu erlangen. Als Grundlage, um zu Sinn und Maß in unseren Handlungen zu kommen nehmen wir uns diese einfachen Regeln zum Vorbild:

REGELN FÜR MITGLIEDER DES BUDŌKAN

  • Halte deine Trainingspläne ein und sorge dafür, dass du pünktlich und verläßlich bist. Bringe einen regelmäßigen Rhythmus in deine Trainingsbesuche und teile deinen Lehrern mit, wenn du nicht kommen kannst. Übe regelmäßig, jedoch ohne Übertreibung. Vermeide es grundsätzlich, gegenüber anderen ein ungewisser Faktor zu sein.

  • Bringe Ordnung und Selbstdisziplin in dein Leben. Kontrolliere beständig deine Beziehung zu deinem Lehrer und zu deinem dōjō. Bewahre die rechten Umgangsformen und vergiß nie zu zeigen, dass du zur Zusammenarbeit bereit bist.

  • Sei nicht überheblich, besserwisserisch oder arrogant, sondern erhalte die Lernbereitschaft. Erziehe dich auch im alltäglichen Leben zur Bescheidenheit und Kontrolle. Wenn du den Weg der Kampfkünste gehen willst, dann bemühe dich darum, dass andere Menschen vor deinen Fähigkeiten deinen Charakter schätzen.

  • Vermeide es, für andere Recht oder Unrecht zu sprechen. Sehe dich selbst an und löse zunächst deine eigenen Probleme. Fordere niemals mehr als du verdienst, und kritisiere nie, wenn du nicht verstehst.

  • Wenn du das dōjō betrittst, verbeuge dich zum Zeichen deines Respektes. Betrete es nur mit sauberen Füßen und sauberer Trainingskleidung. Halte deine Trainingskleidung immer in Ordnung und lasse sie und auch deine anderen persönlichen Sachen niemals achtungslos herumliegen.

  • Wenn du Übungsgeräte oder andere Dinge benutzt, bringe sie anschließend an ihren Platz zurück. Wird ein Gerät beschädigt, muss es sofort instandgesetzt werden. Übe nie mit der Waffe eines anderen ohne dessen Genehmigung. Helfe immer beim Saubermachen des dōjō.

  • Konzentriere dich im dōjō auf deine Übung und achte beständig auf deine innere Haltung. Stelle keine unnötigen Fragen, sondern versuche zu lernen. Wenn ein Fortgeschrittener dir hilft, bedanke dich bei ihm, indem du rei ausführst.

  • Verlasse das dōjō nicht während des Trainings. Überwinde dich zum Durchhalten und erziehe dich mit Stärke. Musst du deine Übung dennoch unterbrechen, vergiß nicht, dich ordnungsgemäß abzumelden.

  • Übe immer in einem sauberen Anzug mit dem rangentsprechenden Gürtel. Vermeide farbige Gis mit auffälligen Stoffabzeichen. In Ausnahmefällen kann in normeler Sportkleidung geübt werden.

  • Achte die Fortgeschrittenen innerhalb und außerhalb des dōjō. Nur in der rechten Haltung ihnen gegenüber kannst du von ihnen lernen. Nehme die Herausforderung an der rechten Stelle an und versuche selbst ein Fortgeschrittener zu werden.

REGELN FÜR LEHRER UND ÜBUNGSLEITER IM BUDŌKAN

  • Sei dir immer deines Standes bewußt und benehme dich mit Verantwortung und Würde. Habe Geduld mit deinen Schülern, nötige sie zu nichts, sondern lehre sie durch dein Beispiel. Denke immer daran, dass du der Maßstab bist, an dem sie sich orientieren.

  • Achte auf eine Atmosphäre von Disziplin, Respekt und Vertrauen, doch erzwinge sie nicht mit autoritären Regeln. Vergiß nie, dass du das Vertrauen deiner Schüler verlierst, wenn du Regeln ohne menschliche Zuwendung und ehrliches Wohlwollen anwendest. Ohne persönliche Bindungen kannst du nicht unterrichten und budō wird zu einem autoritären Regelsystem mit falschen Inhalten.

  • Beurteile deine Schüler nicht nach ihrem körperlichen Talent, sondern nach ihrem Charakter, ihrer Selbstdisziplin und ihrer Hilfsbereitschaft.

  • Versuche jeden Schüler individuell zu unterrichten und setze ihm seine Ziele entsprechend seinen persönlichen Fähigkeiten und Anlagen. Vermeide es grundsätzlich, kollektive Ziele anzusteuern, und ermögliche dem Einzelnen eine Entwicklung innerhalb seiner Möglichkeiten.

  • Lehre nichts, was du nicht verstanden hast, sprich nicht über Dinge, die du noch nicht erfahren hast, und vermittle nicht den Eindruck, dass du endgültig bist. Verberge deine Fehler nicht und sei deinen Schülern vor allem ein ehrlicher Freund. Denke nicht, dass deine Autorität ihnen gegenüber auf deiner Position oder Graduierung beruht, sondern lehre mit deiner wahren Persönlichkeit. Es ist nicht nötig, dass du das optimal Beste bietest, sondern biete das dir Mögliche, doch biete es ganz.

  • Erwarte von deinen Schülern nicht, dass sie mehr geben, als ihrem Fortschritt entspricht. Gebe ihnen die Zeit, die auch du brauchtest, um zu wachsen. Erinnere dich daran, dass auch dein Fortschritt der jahrelangen Pflege deiner Lehrer bedurfte und ebensoviel Geduld erforderte, wie du nun aufbringen mußt, um sie zu lehren.

  • Konzentriere deine persönlichen Anstrengungen nicht nur auf die körperliche Übung, sondern auch auf die Disziplin und das Studium des budō als Kunst. Entwickle beständig deine Fähigkeit zum Ideal und suche deine Herausforderungen in erster Linie in der Perfektion deines Selbst.

  • Vergiß nie, dass du selbst noch Schüler bist. Versäume es nicht, dich beständig weiterzuentwickeln und budō mit konstruktivem Geist zu erforschen. Achte dabei vor allem auf deine beispielgebende Haltung gegenüber deinen Schülern und gleichzeitig auf das rechte Verhältnis zu deinen Lehrern. Nur auf diese Weise kannst du wachsen.