Was beinhaltet das Karate im Budokan?

Im Budokan Bensheim wird eine traditionelle Karateauffassung gelehrt. Neben der körperlichen Ausbildung unterrichten wir auch die geistigen Komponenten der Kampfkunst wie Selbstbeherrschung, Aufmerksamkeit und Disziplin. Karate ist somit weit mehr als nur ein Sport und kann auch ein Lebensweg sein.

Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Inhalte unseres Karatesystems.

TECHNIKTRAINING OHNE PARTNER

Kihon (Training der Techniken)

Im Kihon werden alle Karatetechniken wiederholt und verfeinert. Die Übung findet ohne Partner statt, um den Übenden die Möglichkeit zu geben, sich besser auf sich selbst zu konzentrieren und technische Fehler zu verbessern. Die Techniken werden einzeln und in verschiedenen Bewegungskombinationen geübt, um neben der Energieentwicklung in der Technik auch die Koordination und Flexibilität zu steigern.

Kata (Überlieferte Fromen)

Kata sind Abläufe von aneinander gereihten Technik-Kombinationen. Es sind Überlieferungen alter Karatemeister, die sie vor langer Zeit gründeten, um ihren Schülern das eigene Kampfkonzept beizubringen. Sie beinhalten sinnvolle Kombinationen, die in der richtigen Anwendung ideal zur Selbstverteidigung verwendet werden können. Darüber hinaus sind in jeder Kata energetische Momente enthalten, die dem Übenden zur Gesunderhaltung und Förderung der vitalen Energie dienen.

PARTNERÜBUNGEN

Kihon Kumite

Die ersten Partnerübungen werden in elementaren Grundtechniken (Kihon) ausgeführt. Hierbei lernen die Übenden zunächst, sich in der richtigen Distanz zu bewegen und die Techniken korrekt auszuführen. Im Kihon Ippon Kumite wird schließlich gelernt, auf einen einzigen Angriff mit einem starken Konter zu reagieren. Dabei spielt die Kraftübertragung eine ebenso große Rolle wie die Genauigkeit in Distanz und Technik. Vor allem aber ist das Kihon Ippon Kumite eine anspruchsvolle Konzentrationsübung.

Jiyu Kumite

Auch in den freien (Jiyu) Kampfübungen gibt es zunächst das Jiyu Ippon Kumite, bei dem nur ein einziger, sehr starker Angriff erfolgt. Beide Übende bewegen sich in freier Deckung und Distanz und ziehen sich nach dem Konter in eine sichere Distanz zurück. Hierbei werden nicht nur timing und Distanz geschult, sondern auch zahlreiche verschiedene Bewegungsprinzipien des Karate. Das Jiyu Ippon Kumite ist Grundlage für höhere Formen des Freikampfes, bei dem die hier erlernten Prinzipien kombiniert und vertieft werden.

Goshin Kumite (Selbstverteidigung)

Goshin Kumite ist eine festgelegte Übungsform, die wie eine Schablone die traditionellen Formen (Kata) in die Selbstverteidigung übersetzt. So gibt es zu jeder Anfängerkata im Budokan eine Form des Goshin Kumite. Es dient als Leitfaden für die praktische Übung der Selbstverteidigung, die in der jeweiligen Kata verschlüsselt ist. Im Goshin Kumite kommen schon alle drei Distanzen sowie einige Würfe, Hebel, Befreiungen und Vitalpunkttechniken in kombinierter Form vor.

Kakie (Sensibilisierung und Deckungsverhalten)

Die spezielle Partnerübung "Kakie" (auch Hakenhände genannt) wird nur noch in sehr wenigen Karateschulen unterrichtet. Sie hilft, die Arme des Gegners zu kontrollieren und dessen Absichten frühzeitig zu erkennen, indem ein stetiger Kontakt zu dessen Extremitäten hergestellt wird. Kakie werden dementsprechend nur in der Nahdistanz ausgeführt. Hierbei wird dem "Fühlen" der gegnerischen Absichten ein viel größerer Wert beigemessen als dem "Sehen". So lernt der Übende den Einstieg in das Kämpfen auf nahe Distanz.

Renzoku Waza (Übungsdrills, Reaktions- und Aufmerksamkeitstraining)

Renzoku waza schließen direkt an die Kakie an. Sie lehren das Verhalten in der gefährlichen Nahdistanz, wenn der Gegner durch Kakie nicht ausreichend immobilisiert werden kann.

Nage waza (Würfe)

Im Shotokan Kenpo Karate wird eine Vielzahl von Würfen geübt. Diese erstrecken sich von Fußfegern über Hebelwürfe bis hin zu Selbstfallwürfen.

Kumi (Hebel und Befreiungen gegen Haltegriffe)

Unter den Kumi versteht man festgelegte Befreiungen gegen alle Arten von Griffen und Umklammerungen. Sie enden oft mit einem Hebel oder einer Vitalpunkttechnik.

Oyo (Anwendung der Kata)

Die Übertragung der alten Formen in den tatsächlichen Kampf erfordert ein hohes Verständnis aller oben erklärten Übungsprinzipien. Auch die Anwendung der Kata kann in verschiedenen Fortschrittsgraden unterschiedlich aussehen. Schult sie beim Anfänger hauptsächlich das Distanzgefühl, so kann sie bei Fortgeschrittenen Übenden direkt in die Selbstverteidigung übertragen werden.

Tanren (Abhärtung)

Es gibt verschiedene Formen der Abhärtung des Körpers und deren Extremitäten. Im Karate wird dies häufig durch fortlaufende leichte Körpertreffer in einer kontrollierten Übung vollzogen. Hierbei bestimmt jeder Übende selbst seine Grenze. Ziel ist es, sowohl Körper und Geist unempfindlich gegen Schläge und Tritte zu machen.

ÜBUNGSGERÄTE

Makiwara

Das Makiwara ist ein Schlagpfosten aus Holz, der mit Filz oder Reisstroh gepolstert ist. Der Schlagpfosten hat eine Breite von etwa 12 cm, die Höhe ist abhängig von der Körpergröße und dem Übungszweck. Gegen das Makiwara werden Karate - Techniken ausgeführt. Es dient zur Abhärtung sowie zur Entwicklung der Schlagkraft von Händen und Füßen.

Sunabukuro (Sandsack)

Das Sunabukuro ist ein Sack aus Leder oder festem Stoff, der mit unterschiedlichen Materialien gefüllt sein kann. Er ist etwa einen Meter hoch und hat einen Durchmesser von etwa 30 cm. Er wird aufgehängt, damit er frei schwingen kann. Dadurch können am Sunabukuro im Gegensatz zum Makiwara Karate-Techniken aus der freien Bewegung geübt werden.

Chishi

(jap. "Kraftstein") Ein etwa 5 kg schweres Gewicht, an einem Stiel befestigt. Es wird zur Stärkung der Handgelenke, der Unterarme und der Bauchmuskulatur sowie zur Konzentration auf die Körpermitte (Hara) eingesetzt. Durch die Übung wird die Verbindung von Arm- und Rumpfmuskulatur verbessert, was für die Ausführung starker Karate - Techniken besonders wichtig ist.

Ishisashi

(jap. "Steinschloss") Ein Gewicht etwa in der Form eines Vorhängeschlosses mit einem oberhalb angebrachtem Griff. Es wiegt etwa 1 kg. Mit dem Ishisashi werden gewöhnliche Karate - Techniken durchgeführt, was zur Kräftigung von Arm- und Beinmuskulatur dient.

Tan

Langhantel, wie sie in Europa auch von Gewichthebern benutzt wird. Sie wiegt 20 bis 30 kg. Durch Heben und Senken des Tan wird die Muskulatur von Armen und Schultern trainiert. Das Auffangen und Abrollenlassen der hochgeworfenen Langhantel auf den Armen dient der Abhärtung.

Sunakame

Ursprünglich war das Sunakame ein Krug. Er wird am oberen Rand mit den Fingerspitzen gegriffen um die Greifkraft zu stärken. Durch Füllen des Kruges mit verschiedenen Materialien wie Wasser oder Sand kann das Training intensiviert werden.

Makiage kigu

Ein Gewicht von etwa 3 kg ist mit einem Seil an einem Eisenstab befestigt. Das Seil wird mit gestreckten Armen auf- und abgewickelt