WAS IST KOBUDŌ ?

Der Begriff kobudō ist neueren Datums und leitet sich aus seinem Vorgängerkonzept kobujutsu ab. Kobujutsu ist eine spezielle Waffenmethode, die sowohl in Japan, als auch auf Okinawa den Gebrauch von volkstümlichen Waffen lehrt. In beiden Fällen sind es Waffen der niederen Bevölkerung, die aus alltäglichen Gebrauchsgegenständen oder aus Arbeitsgeräten hergestellt wurden.

OKINAWA KOBUJUTSU

Auf Okinawa erblühte die Handhabung der volkstümlichen Waffen besonders ab 1609, nachdem die Insel von dem japanischen Satsuma-Klan besetzt wurde. Durch das strikte Waffenverbot war die Bevölkerung gezwungen, „unverdächtige“ Waffen zur Selbstverteidigung zu entwickeln.Neben den Systemen des unbewaffneten Kampfes jener Zeit (tōde), entwickelten die Okinawaner Kampfmethoden mit alltäglichen Geräten, die man als kobujutsu (alte Kampftechnik) bezeichnete. Diese Methoden waren seit jeher mit der Übung des tōde verbunden. Die Entwicklung des Wettkampf-Karate (ab 1950) eliminierte die meisten Waffentechniken jedoch aus den Stilen, so dass sie lange Zeit unbekannt blieben.Erst durch die Verbreitung der Klassischen Stile Okinawas wurden die Waffensysteme neu entdeckt. In den Wettkampfstilen übt man sie immer noch als Zusatz, in den klassischen Systemen sind sie in die Stikonzepte integriert.Zu diesen Waffen zählen in erster Linie verschieden lange Stöcke (jap. , okin. kon), mehrere Ausgaben der Fischergabel (sai), Varianten des Dreschflegels (nunchaku), die Bauernsichel (kama), ein Kurbel für Mühlsteine (tonfa), u.a. Wie im tōdejutsu wurde die Überlieferung ihrer Techniken ebenfalls in katazusammengefasst, die bis heute erhalten sind.

Schriftzeichen für Okinawa Kobudō

JAPAN KOBUJUTSU

Der Begriff kobujutsu steht in Japan für die altertümlichen und mittelalterlichen Waffensysteme des einfachen Volkes, für jene Stände, die nicht zu den professionellen Kriegern (samurai) gehörten. Anders als auf Okinawa entwickelte sich das japanische kobujutsu jedoch nicht nur aus Bauernwaffen, sondern in Anlehnung an die Kriegerwaffen. Waffen (buki) des kobujutsu wurden durchaus auch von professionellen Kriegern verwendet.Das gewöhnliche Volk beschränkten sich zur Selbstveteidigung zunächst auf einfache Gebrauchsgegenstände aus dem alltäglichen Haushalt. Doch im Kriegsfall wurden sie von ihren Herren (daimyō) als Fußsoldaten (ashigaru) zum Militärdienst befohlen, mussten aber selbst dafür sorgen, mit welcher Ausrüstung sie in den Krieg zogen. Stets war es eine Sache der finanziellen Mittel, welche Waffe oder welche Rüstung (yoroi) sie sich leisten konnten. Doch ihr Leben hing von ihrer Ausrüstung ab. Daher waren sie bemüht, eigenständige Kriegsutensilien anzuschaffen. Zumeist waren es Waffen wie yari (Speer), yumi(Bogen), naginata (langschaftiges Schwert) und in seltenen Fällen sogar katana(Langschwert).Dadurch vermischten sich in Japan die Systeme des Volkes (kobujutsu) und die Systeme der Krieger (bujutsu) und beeinflussten sich gegenseitig. Aus dieser Erkenntnis kann man ableiten, dass sich das kobujutsu nicht allein auf die niedere Bevölkerung beschränkte, sondern dass alle vier traditionellen japanischen Gesellschaftsstände (shinōkōshō) an seiner Entwicklung beteiligt waren.Weitere Randgruppen der Gesellschaft, wie Seepiraten (wakō), herrenlose Krieger (rōnin), Gelehrte (shi), Priester (), und vor allem die Geheimagenten (ninja), lieferten einen entscheidenden Beitrag zu den unkonventionellen Systemen des japanischen kobujutsu. Zusätzlich entwickelten auch staatliche Institutionen, wie die Japanische Polizei oder das Japanische Militär, eigene Waffen, die ihren Zwecken dienten.

VERÄNDERUNG DES KOBUJUTSU ZUM KOBUDŌ

Der Begriff kobujutsu bezeichnet sowohl auf Okinawa, wie auch in Japan die volkstümlichen Waffensysteme der rangniederen Bevölkerung. Im Zuge der Umwandlung des bujutsu (Technik der Krieger) zum budō (Weg der Kampfkunst) entwickelte sich später der moderne Begriff kobudō, der die kriegerischen Methoden des kobujutsu in eine Wegübung verwandeln sollte. Dabei wurde die Silbe jutsu (Technik) durch  ersetzt, was darauf hinweisen soll, dass es sich dabei um eine Wegkunst handelt.Der Gedanke war gut, die Umsetzung nicht. Durch die Versportlichung der Systeme wurde die kobudō kata zunehmend mehr zu einer virtuosen Demo-Show und verlor ihre Bedeutung als Speicher von verschlüsselten Sinninhalten. Völlig an der Kampfkunst vorbei, veränderte sie sich in vielen Stilauffassungen zu einer ausschließlichen Zirkusnummer.

Bis zur Versportlichung der Systeme in Japan und der Veränderung des bujutsu im budō, war eine Trennung der beiden nicht denkbar. Weder in den japanischen Kampfsystemen noch in den okinawanischen Kampfsystemen konnte man auf den zusätzlichen Gebrauch von Waffen verzichten. Auch heute sind sie notwendige Hilfen in der Selbstverteidigung und werden im shōtōkan kenpō karate automatisch in das waffenlose Training integriert.

Trotz der vielfältigen Angebote aus dem Wettkampfsport gibt es für Interessenten nach wie vor die Möglichkeit, die klassische kobudō kata unverfälscht zu studieren. Die unten aufgeführten Waffen sind heute am meisten im Gebrauch:

WAFFEN IM KARATE

Bo

Dieser 180 - 200cm lange und ca. 3cm dicke Langstock ist die wohl älteste Waffe, die auf Okinawa geübt wurde. Sie diente hauptsächlich zur Verteidigung gegen Schwerter und Lanzen. Der Langstock ist aber auch heute noch die Basis für den Umgang mit allen Stockwaffen und kann auch schon von Anfängern eingesetzt werden. Die meisten Übenden im Karate begeistern sich zusätzlich für diese Waffe.

Tonfa

Der Tonfa war ursprünglich eine Drehkurbel für einen Mühlstein und konnte daher problemlos mit herumgetragen werden, ohne dass er als Waffe auffiel. Es ist ein breiter Holzstab, der etwas mehr als Unterarmlänge hat, mit einem Griff, um den er frei gedreht werden kann. Weil er sich ausgezeichnet für die Selbstverteidigung eignet, ist der Tonfa in Amerika eine der Standardwaffen für Polizisten. In den Kampfkünsten wird er immer paarweise benutzt. Die Bewegungen sind den Karatetechniken sehr ähnlich, daher ist er sehr gut auch für Anfänger geeignet.

Nunchaku

Hierbei handelt es sich um eine flexible Waffe, die aus zwei durch eine Schnur miteinander verbundenen Holzstücken besteht. Ursprünglich wurde sie als Dreschflegel verwendet. Wegen ihrer Gefährlichkeit ist sie heute in Deutschland verboten. Im Budokan wird stattdessen mit einem dicken Seil geübt, das ähnliche Eigenschaften hat und sehr gut in der Selbstverteidigung verwendet werden kann. Gleichwohl ist das Erlernen der Techniken nicht einfach, daher werden sie meist nur von Fortgeschrittenen geübt.

Sai

Dieses Gerät ist aus Eisen und sieht aus wie ein kleiner Dreizack. Es wurde ursprünglich auf einem langen Stock befestigt und als Fischerspeer eingesetzt. Heute setzt man Sai immer paarweise ein. In der Übung können sie wie ein Messer oder Kurzschwert verwendet werden und brauchen aufgrund ihres Gewichts einiges an Kraft. Die Techniken sind sehr vielseitig, können aber auch gut von Anfängern gelernt werden, da die Bewegungen dem Karate sehr ähnlich sind.

Kama

Kama heißt übersetzt Sichel, und auch diese Waffe wird paarweise gebraucht. Sie wurde in Asien seit Alters her zur Arbeit auf den Reisfeldern eingesetzt und eignet sich natürlich ebenso zur Selbstverteidigung. Die echte Sichel hat einen geraden Griff und eine im rechten Winkel dazu stehende, fast gerade Klinge, die sehr scharf und spitz ist. Geübt wird daher aus Sicherheitsgründen mit Sicheln aus Holz, mit denen sich die interessanten und vielseitigen Techniken ebenso gut ausführen lassen. Sie ist für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen gut geeignet.